Tarifwechsel sinnvoll?

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Paul1
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Tarifwechsel sinnvoll?

Beitragvon Paul1 » 14.07.2024, 11:01

Hallo zusammen,

ich bin beihilfeberechtigt und habe eine ergänzende PKV in einem geschlossenen Bisextarif. Für die PKV zahle ich einen Risikozuschlag von ca. 20%.

Nun rät mir meine PKV, in einen Unisextarif zu wechseln, mit den üblichen Argumenten: leistungsstärker, zukünftig höhere Beitragsstabilität.
Grundsätzlich sage ich mir, die Versicherung wird mir nichts empfehlen, was ihr keine Vorteile bringt, also muss das ganze für mich Nachteile haben.

Warum ich doch darüber nachdenke, ist die Chance, von den 20% Risikozuschlag wegzukommen. Der neue Unisextarif würde mich aktuell ohne Zuschlag etwa das gleiche kosten.

Nachteil: kein Wechsel mehr in den Standardtarif möglich.

Vorteil: mehr Leistung (bei Augen-OPs, bei Psychotherapie, offener Hilfsmittelkatalog, Einbettzimmer, bei Entzugsbehandlungen). Ich frage mich aber, ob dieses mehr an Leistung zukünftig nicht zu höheren Beitragssteigerungen führt, als im Alttarif. Zudem sehe ich diese Leistungen für mich überwiegend als entbehrlich an.

entscheidende Fragen bleiben für mich:
1. welcher Tarif wird sich beitragsstabiler entwickeln?
2. wie relevant ist der Verlust, nicht mehr in den Standardtarif wechseln zu können. Als 50% Beihilfeempfänger ist das Kostenrisiko ja deutlich geringer, als bei 100% Versicherten. Und wieviel teurer ist ein Basistarif? Ich habe gefunden, dass der Standardtarif (versicherungsübergreifend) im Mittel ca. 400€ kosten, der Basistarif ca. 800€. Bei 50% Beihilfe wären das also 200€ vs. 400€.

Hat jemand für mich Ergänzungen als weitere Entscheidungshilfen oder eine Empfehlung?

Danke und Grüße

Carlo
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Re: Tarifwechsel sinnvoll?

Beitragvon Carlo » 14.07.2024, 14:52

Hallo Paul1,

ich sehe keine Vorteile für Dich, v.a. wenn Du ein Mann bist, profitierst Du im Bisex-Tarif von deutlich niedrigeren Beiträgen. Im Unisex-Tarif würdest Du einen Beitrag für die höhere durchschnittliche Lebenserwartung (und Pflegebedürftigkeit) zahlen müssen.

Die 20% Risikozuschlag haben ebenfalls nichts mit Bisex oder Unisex zu tun, sondern müssten im Zweifel auch dort gezahlt werden oder könnten andernfalls auch im Bisex-Tarif wegfallen, wenn sie nicht mehr notwendig sind.

Der Verlust des Standardtarifs ist ebenfalls nachteilig.

Möglicherweise ist der Unisex-Tarif zu knapp kalkuliert und Deine Versicherung versucht jetzt, ihn durch mehr Männer aus dem Bisex-Tarif quer zu subventionieren.

Viel Glück bei Deiner Entscheidung!

RolandPKV
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Re: Tarifwechsel sinnvoll?

Beitragvon RolandPKV » 14.07.2024, 15:49

"Zudem sehe ich diese Leistungen für mich überwiegend als entbehrlich an."

Ich wünsche mir, ich hätte auch eine Glaskugel und wüsste, was für medizinische Leistungen ich in welchem Umfang bis zum Lebensende benötigen werde. Da ich die nicht habe, bin ich in einem sehr leistungsstarken Tarif versichert.

Dass in der Unisex-Welt der Standardtarif nicht zur Verfügung steht ist nur für wenige Versicherte relevant. Und als Beamter, der im Ruhestand in der Regel 70 % Beihilfe bekommt, ist der Standardtarif schon fast absurd.

Paul1
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Re: Tarifwechsel sinnvoll?

Beitragvon Paul1 » 14.07.2024, 18:13

Danke für eure Beiträge und Hinweise.

"Die 20% Risikozuschlag haben ebenfalls nichts mit Bisex oder Unisex zu tun, sondern müssten im Zweifel auch dort gezahlt werden oder könnten andernfalls auch im Bisex-Tarif wegfallen, wenn sie nicht mehr notwendig sind."

Mein Antrag auf Streichung ist vor ein paar Jahren schon mal abgelehnt worden. Meine Idee war, anzubieten, dass ich nur bei Streichung des Zuschlags wechsel. Keine Ahnung, ob das Aussicht auf Erfolg hätte...

"Ich wünsche mir, ich hätte auch eine Glaskugel und wüsste, was für medizinische Leistungen ich in welchem Umfang bis zum Lebensende benötigen werde. Da ich die nicht habe, bin ich in einem sehr leistungsstarken Tarif versichert."

Grundsätzlich gebe ich dir recht, aber am Ende muss man sicher auch einmal akzeptieren, wenn einzelne (ergänzende) Leistungen nicht voll abgedeckt sind.
Das Thema Standardtarifwegfall für Beamte sehe ich dagegen wie du ebenfalls als kalkulierbares Risiko an.

Wahrscheinlich entscheidet es sich bei mir an der Frage des Wegfalls des Zuschlags.

Carlo
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Re: Tarifwechsel sinnvoll?

Beitragvon Carlo » 15.07.2024, 21:29

Falls die Versicherung Dir den Unisex-Tarif tatsächlich ohne Risikozuschlag anbieten sollte, beim Verbleiben im Bisex-Tarif eine Streichung aber ablehnen sollte, kannst Du mit Sicherheit davon ausgehen, dass der Unisex-Tarif nicht seriös kalkuliert ist.

Dann wird es im Unisex-Tarif langfristig zu stark überproportionalen Beitragssteigerungen kommen (= Antwort auf Frage 1).

In diesem Falle würde ich im Zweifel einen im Versicherungsrecht versierten Rechtsanwalt konsultieren, bevor ich über einen Wechsel nachdenke. Denn, wenn der Zuschlag medizinisch nicht mehr gerechtfertigt ist, sollte er auch im Bisex-Tarif gestrichen werden können.

Ob der Standardtarif für Beamte interessant oder verzichtbar ist, wissen wir erst, wenn wir das PKV-Beitragsniveau in 30 oder 40 Jahren kennen. EIn Rechtsverlust ist ein Rechtsverlust, auch wenn ich das Recht in 30 oder 40 Jahren nicht ausübe. Der Unterschied ist halt, ob das eine freiwillige Entscheidung oder Schicksal ist.

Viel Glück!

Paul1
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Re: Tarifwechsel sinnvoll?

Beitragvon Paul1 » 15.07.2024, 22:14

Hallo Carlo,
danke erneut für deine bedenkenswerten Einwände.

Saxum
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Re: Tarifwechsel sinnvoll?

Beitragvon Saxum » 16.07.2024, 13:40

Ohne jetzt zu wissen, ob der neue Tarif tatsächlich "ohne Risikozuschlag" auskommt und die Versicherungsbedingungen bzw. die Tarife an sich zu kennen, kann ich jetzt keine Aussage treffen. Jedoch kann es dazu kommen, dass durch diesen Tarifwechsel der ja wohl auf § 204 VVG durchgeführt wird erneut Gesundheitsfragen anfallen. Da ja zwischen dem alten und dem neuen Tarif Mehrleistungen drin sind, und für diese Mehrleistungen muss geprüft werden ob hier Risiken vorhanden sind, die mit einem Zuschlag zu bedenken sind oder Leistungen auszuschließen sind. Dem Grunde nach wurden aber vergleichbare Leistungen verbleiben.

Man kann ja eine Anfrage stellen, was denn so rauskommen würde aber keinen Tarifwechsel unterschreiben und so in ruhe Vergleichen.

Jetzt zum Standard- oder dem Basistarif, beide "Sozial-Tarife" werden auch als Beihilfetarife geführt. Die "800 €" sind wohl der Höchstsatz der in den meisten Fällen anfallen wird, wenn bis dahin keine Altersrücksstellungen gebildet worden sind. Ich gehe davon aus, dass mit Altersrückstellungen der Basistarif auch günstiger kommt. Der Basistarif ist ja vergleichsweise eher neu und daher kann ich mir vorstellen, dass hier gegebenenfalls noch nicht so viele Erfahrungswerte vorliegen von Versicherten die mit Altersrückstellungen in diesen gewechselt sind.

Racer76
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Re: Tarifwechsel sinnvoll?

Beitragvon Racer76 » 21.07.2024, 21:12

Wenn Politik/Banken/Versicherungen mir einen Rat geben, mache ich in aller Regel das genaue Gegenteil und bin damit bisher ganz gut gefahren ;-) Was aber natürlich keine Allgemeingültigkeit hat.

Ohne Beihilfe hätte auch ich sofort gesagt, auf jeden Fall in der alten Tarifwelt zu bleiben, mit Beihilfe relativiert sich das wieder. Grundsätzlich denke ich, dass man als Mann in einem Unisex-Tarif besser fährt. Aber auch da sollte jeder individuell für sich schauen. Vielleicht hilft auch erstmal abwarten, in die neue Welt kommt man immer, zurück eben nicht mehr...

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Re: Tarifwechsel sinnvoll?

Beitragvon GS » 22.07.2024, 00:59

Racer76 schreibt:
Grundsätzlich denke ich, dass man als Mann in einem Unisex-Tarif besser fährt.
Racer76, irre ich, oder hast du Dich hier ausnahmsweise mal vertan? Was jedem passieren kann, auch schon mal mir. :mrgreen:

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Re: Tarifwechsel sinnvoll?

Beitragvon Racer76 » 25.07.2024, 20:32

GS hat geschrieben:Racer76, irre ich, oder hast du Dich hier ausnahmsweise mal vertan? Was jedem passieren kann, auch schon mal mir.


Ohje, Schande über mich. Natürlich meinte ich den Bisex Tarif in der alten Tarifwelt.

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Re: Tarifwechsel sinnvoll?

Beitragvon Racer76 » 25.07.2024, 20:35

Es schadet aber natürlich nicht, sich immer wieder alle paar Jahre neue Angebote einzuholen.

GS
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Re: Tarifwechsel sinnvoll?

Beitragvon GS » 26.07.2024, 00:27

Racer76 hat geschrieben:
GS hat geschrieben:Racer76, irre ich, oder hast du Dich hier ausnahmsweise mal vertan? Was jedem passieren kann, auch schon mal mir.

Ohje, Schande über mich. Natürlich meinte ich den Bisex Tarif in der alten Tarifwelt.
Nein, keine Schande. Das passiert jedem mindestens einmal im Leben. :mrgreen:

Damals, 2012/13, ging das mit "Unisex-" und "Bisex-" kommunikativ durcheinander wie Kraut und Rüben. Tröstlicherweise handelte es sich dann wenigstens nur um -Tarife und nicht um -Toiletten. 8)

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Re: Tarifwechsel sinnvoll?

Beitragvon Paul1 » 26.10.2024, 09:24

kurzes Update zu meiner Frage:
ich hatte den Berater um 1-2 weitere Auskünfte/Vergleichszahlen/Beitragsentwicklung gebeten. Die hatte er erst nicht greifbar, wollte dann schauen, ob er was findet und hat sich schließlich nie mehr gemeldet. Für mich war das das beste Zeichen, dass ein Wechsel für mich nicht die beste Option wäre.
Mit der Beitragsstabilität ist das allerdings auch in meinem Bisextarif so eine Sache: diese Tage kam der Bescheid über eine Beitragserhöung um 24(!)% ab 2025.

GS
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Re: Tarifwechsel sinnvoll?

Beitragvon GS » 26.10.2024, 21:58

Hallo Paul1,
24%+, das hört sich jedenfalls beachtlich an, und ist es wohl auch. Wieviel sind denn das in Euro?
Hattest Du letzten Jahreswechsel auch so eine Erhöhung? Und/oder 2022 auf 2023?

Die Benachrichtigung schon Ende Oktober? Immerhin kommen sie damit nicht auf den letzten Drücker um die Ecke.

Gruß
von GS

Racer76
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Re: Tarifwechsel sinnvoll?

Beitragvon Racer76 » 26.10.2024, 22:03

Ja, 24% sind nicht ohne. Aber da muss man auch auf die längerfristige Entwicklung schauen. Ich hatte auch mal eine Erhöhung von >20%, jedoch 6 Jahre davor keine einzige Erhöhung.

Der Wechsel wäre aber wohl nur für den Berater lukrativ gewesen, wenn er sich nun gar nicht mehr meldet.


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