Verfassungswidrigkeit von SGB V § 5 (1) Nr.13

Beitragssätze, Kassenwahlrecht, Versicherungspflicht, SGB V, usw.

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Rossi
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Beitragvon Rossi » 05.10.2010, 22:54

Was mich noch interessiert:

Allerdings gingen mir zwischenzeitlich Hinweise von Mitarbeitern einer anderen Krankenkasse zu, die auf ernsthafte formale Fehler der betreffenden Krankenkasse bei der Beitragsnachforderung hinwiesen


Was ist dort genau mit gemeint?

Geht es um die Ermäßigung im Sinne von § 186 Abs. 11 SGB V; mein persönliches Steckenpferd im Sinne der Betroffenen?

Privat2010
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Beitragvon Privat2010 » 28.12.2010, 17:14

@DKV-Service-Center
Ich würde diese Vorgehensweise unterstützen wenn parallel dazu eine Selbstverpflichtung unterschrieben würde auch im Alter bzw. Pflegefall nicht der Solidargemeinschaft auf der Tasche zu liegen.


Ich würde es ohne Bedenken unterschreiben, vor allem, weil ich es vom großen "Solidargemeinschaft " eh nicht bekomme.
Wenn ich ins Rente gehe, möchte ich in einen wärmeren Gegend auswandern. Nach Aussage meiner PKV muss ich dort eine andere Krankenversicherung suchen. Wozu soll ich hohe Beiträge, inklusive Altersrückstellung zahlen, wenn ich weder jetzt noch später irgendeine Leistung in Anspruch nehme.

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Beitragvon Czauderna » 28.12.2010, 17:56

Privat2010 hat geschrieben:@DKV-Service-Center
Ich würde diese Vorgehensweise unterstützen wenn parallel dazu eine Selbstverpflichtung unterschrieben würde auch im Alter bzw. Pflegefall nicht der Solidargemeinschaft auf der Tasche zu liegen.


Ich würde es ohne Bedenken unterschreiben, vor allem, weil ich es vom großen "Solidargemeinschaft " eh nicht bekomme.
Wenn ich ins Rente gehe, möchte ich in einen wärmeren Gegend auswandern. Nach Aussage meiner PKV muss ich dort eine andere Krankenversicherung suchen. Wozu soll ich hohe Beiträge, inklusive Altersrückstellung zahlen, wenn ich weder jetzt noch später irgendeine Leistung in Anspruch nehme.


Hallo,
was für Versicherung haben Sie denn noch so ??
Haftpflichtversicherung - wenn ja, warum zahlen Sie wenn Sie diese Versicherung nie brauchen werden.
Unfallversicherung ? - Warum zahlen Sie die, wenn Sie nie einen Unfall haben werden.
Rechtschutzversicherung ? - warum zahlen Sie die wenn Sie nie einen Rechtsstreit haben werden.
Nur wenn Sie über keine Versicherung verfügen nehme ich Ihnen ihr Argument ab. Ob Sie im Alter noch in eine wärmere Gegen aufsuchen können, das wünsche ich Ihnen von Herzen, aber wenn Sie mit 65 den Löffel abgeben müssen, was ich Ihnen natürlich nicht wünsche, dann war auch die Altersvorsorge über 30-Jahre und länger für die Katz und wenn es nicht so schlimme kommt und Sie "nur" zum Pflegefall werden, dann werden Sie und auch die Gesellschaft froh sein, dass es eine Pflegeversicherung gab und gibt.
Gruss
Czauderna

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Beitragvon Privat2010 » 30.12.2010, 04:02

ich habe eine KFZ-Versicherung, weil es Pflicht ist, ich habe eine Krankenversicherung, weil es Pflicht ist, und ich habe eine Rentenversicherung, wobei meiner Meinung nach die beste Altersvorsorge ein Haus ist. Aus den von Ihnen aufgelisteten Versicherungen habe ich keine, da ich diese für überflüssig halte.

Allerdings habe ich nie gesagt, dass ich Krankenversicherung grundsätzlich falsch finde. Solange es aber nur in der jetzigen Form existiert, würde ich darauf lieber ganz verzichten. Parallel dazu würde ich selbstverständlich einen Betrag regelmäßig auf die Seite tun, ich möchte ja nicht, wie Ihr sagt, auf der Tasche der Gesellschaft liegen.

Was ich bei der jetzigen Krankenversicherung bemängele, ist, dass es sein Ziel komplett verfehlt. Es ist unflexibel, ineffektiv und hat mit Solidarität oder Eigenverantwortung nichts zu tun, nur mit Freibeuterei. Das jedoch an allen Seiten (Patienten, Ärzte, Versicherungen und Pharmaindustrie)

Ich habe außerdem ein Problem damit, jeden unter einem Hut zu zwingen. Unsere individuelle Situationen brauchen individuelle Lösungen. Wozu soll ich z.B. Altersrückstellungen zahlen, wenn ich im Alter eh aus der Krankenversicherung ausgeschlossen werde. Wozu soll ich horrende Beiträge zahlen, wenn meine Selbstbeteiligung so hoch ist, dass ich so oder so alles selber zahle. Ich will die klassische Krankenversicherung nicht darum nicht, weil ich glaube, dass ich nie Krank werde, sondern weil ich für die normale Krankheitskosten selber aufkommen möchte, und mich nur gegen Extremfälle absichern möchte. Ich persönlich brauche keine Vollkasko-Kapital-Krankenversicherung, sondern lediglich eine Teilkasko-Risiko-Krankenversicherung mit Selbstbeteiligung. Das muss aber viel günstiger zu haben sein.

Zur Pflegeversicherung schließlich nur soviel: Die beste Pflegeversicherung ist, seine Kinder so zu erziehen, dass man im Fall der Fälle sich nicht sofort im Altersheim wiederfindet. Ich würde es mit meinem Eltern nie tun, ob meine Kinder es auch so sehen, das werde ich früh genug erfahren. Unsere Gesellschaft ist zu sehr darauf fixiert alles mit Geld und noch mehr Geld regeln zu wollen, und vergisst Lösungen, die Jahrtausend lang funktionierten. (hier meine ich nicht die Praktiken, alte Leute auf den Berg hoch zu schicken)

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Beitragvon Asmodis » 03.01.2011, 04:02

Privat2010 hat geschrieben:
Zur Pflegeversicherung schließlich nur soviel: Die beste Pflegeversicherung ist, seine Kinder so zu erziehen, dass man im Fall der Fälle sich nicht sofort im Altersheim wiederfindet. Ich würde es mit meinem Eltern nie tun, ob meine Kinder es auch so sehen, das werde ich früh genug erfahren. Unsere Gesellschaft ist zu sehr darauf fixiert alles mit Geld und noch mehr Geld regeln zu wollen, und vergisst Lösungen, die Jahrtausend lang funktionierten. (hier meine ich nicht die Praktiken, alte Leute auf den Berg hoch zu schicken)


Die Frage ist eben ob die Kinder dies dann auch leisten können, wenn sie selbst im Berufsleben stecken. Ich bin im Moment selbständig oder besser gesagt: Ich bin dabei meine Selbständigkeit wieder tragfähig zu machen, nachdem die Geschäfte im letzten Jahr schlecht liefen, habe nebenbei eine Pflegebedürftige Mutter (80 Jahre, Pflegestufe 2) und einen beinamputierten Vater (82 Jahre). Müsste ich diese Pflege jetzt komplett übernehmen dann könnte ich sowohl die Selbständigkeit als auch jedwedes eigene Familienleben vergessen. Die Zeiten sind heute eben nun einmal anders als vor 100 Jahren. Und die Leute werden heute auch älter als vor 100 oder mehr Jahren. Der Vergleich passt nicht.

Sorry... aber wer selbst nicht vorgesorgt hat obwohl er die Möglichkeit gehabt hätte kann nicht erwarten dass die Kinder dann dafür alles aufgeben und für diese Dummheit die Zeche zahlen. Die Pflege ist ein Fulltimejob. Das weiss ich von meiner Großmutter noch aus trauriger Erfahrung. Das kann man nicht so eben "nebenbei" machen.

Hinzu kommt: Es wird von Dir als Arbeitnehmer heute Flexibilität verlangt. Hier unterwegs, da umziehen. Wohl dem, der da noch Zeit und Nerven für die Pflege hat. Willkommen im 21. Jahrhundert.

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Beitragvon Privat2010 » 05.01.2011, 04:21

Was heißt nicht vorgesorgt?
Nicht nur Pflege ist Fulltimejob, Kindererziehung auch. Eltern ernähren ihre Kinder 20 Jahre lang, kleiden sie, finanzieren ihre Ausbildung, stehen mit Liebe zur Seite, wenn sie Krank sind. Wollten Sie diese Leistung mit Geld aufwiegen, dann würde jeder Pflegeversicherungsbeitrag als Peenuts daneben aussehen. Im Normalfall werden Sie in Ihrem Leben niemals die Möglichkeit haben soviel für Ihre Eltern "zehen", was Sie von ihnen bekommen haben.

Sich nur auf die Kinder zu verlassen funktioniert selbstverständlich nicht. Es gibt viele gute Gründe für eine Pflegeversicherung. Nicht jede kann Kinder bekommen, Kinder könnten sterben oder selbst zur Pflegefall werden, usw., vieles wofür man selbst nichts kann. Selbst Schuld sind Eltern nur, wenn sie ihre Kinder zum Egoisten werden lassen, die nur nehmen, selber aber nichts zurückgeben möchten. Wobei ich zugeben muss, manchmal ist es beim besten Willen nicht möglich Kindern den richtigen Weg klarzumachen. Vor allem nicht gegen den verfallenden gesellschaftlichen Moral, verbreitet durch die Medien (Du sollst alles haben, Dir steht alles zu, alles ist um sonst, Du muss nichts machen, nur zocken).

Ich verstehe wohl Ihre Argumente, und ich sage nicht, dass es leicht ist. Das ist es im Leben nie. Vor allem nicht wenn beide Elternteile pflegebedürftig werden, und man eventuell auch noch ein Einzelkind ist. Ich verstehe auch, dass nicht jeder das machen kann oder will, jeder von uns steckt in einer anderen Lage. Ich kann nur für mich sprechen. Ich bin auch selbständig, habe eine Mutter, die 79 Jahre alt und seit einem Schlaganfall vor drei Jahren halbseitig gelähmt ist. Bei uns wohnen drei Generationen zusammen, wir teilen die Aufgaben auf, und kommen damit klar.

Aber noch mal: ich habe nichts gegen eine vernünftige Absicherung. Ich bin nur gegen ein System, wo mögliche Alternativen vergessen werden, wo jede in denselben Hut gezwungen wird, ob ihm die Größe passt oder nicht, und wo man Problemen immer durch Beitragserhöhungen im Griff bekommen will.

Selbstverständlich hat die Pflegeversicherung auch seine Berechtigung, es kommt aber nie an den Stellenwert einer Pflege durch Angehörigen heran. Es ist und bleibt für mich nur ein schwacher Ersatz, oder besten Falls Ergänzung zur persönlichen Fürsorge. Auch im 21. Jahrhundert.

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Beitragvon Asmodis » 06.01.2011, 06:05

Privat2010 hat geschrieben:Was heißt nicht vorgesorgt?
Nicht nur Pflege ist Fulltimejob, Kindererziehung auch.


Mit dem Unterschied dass man sich das Thema Kinder nun mal selber ausgesucht hat. Die Pflegebedürftigkeit der Eltern hingegen ist etwas das man sich in der Regel nicht aussucht.

Selbst Schuld sind Eltern nur, wenn sie ihre Kinder zum Egoisten werden lassen, die nur nehmen, selber aber nichts zurückgeben möchten.


Nein, selbst schuld sind Eltern wenn sie Kinder in die Welt setzen um später eine Pflege zu haben. Das ist in höchstem Maße egoistisch. Es mag ja bei Ihnen zufällig mal funktionieren aber die Regel ist das nicht. Und dabei will ich gar nicht auf Werte hinaus, die die Kinder evtl. nicht angenommen haben.

Es geht bereits damit los dass ein Arbeitnehmer flexibel sein soll (Umzug in andere Stadt, Pendler, etc.). Was dann? Zieht dann der ganze Familienclan mit? Oder dass eines der Kinder mit jemandem zusammen ist, der nun einen Job in weiterer Entfernung bekommt. Letztlich will ja auch das Kind ein Familienleben? Soll es darauf verzichten weil Papa keine Pflegeversicherung abgeschlossen hat? Und was wenn dann evtl. die Eltern der Ehepartner ihrer Kinder ebenfalls pflegebedürftig werden und gepflegt werden müssen? Dann wird aus der ganzen Geschichte nicht nur ein 3-Generationen-Haushalt sondern sie müssen schon bald eine ganze Insel kaufen. Oder wie wollen sie das sonst lösen? Wie gesagt? Die Wahl sich Kinder anzuschaffen hat jeder von uns. Das ist der natürliche Lauf der Dinge. Sich von vorneherein darauf zu verlassen, dass damit dann die spätere Pflege garantiert ist, würde die Kinder allerdings in ihren Möglichkeiten einschränken ohne dass sie die Wahl haben. Sie wären bis zum Ende ihrer Eltern an diese gebunden, müssten evtl. die eigene Karriere zurückstellen etc.

Bei uns wohnen drei Generationen zusammen, wir teilen die Aufgaben auf, und kommen damit klar.


Das ist schön für sie. Aber gehen wir von einem worst-case-Scenario aus. Angenommen sie hätten die Möglichkeit aus dem Konzept der Pflegeversicherung auszusteigen und nehmen wir ferner an, ihre Kinder hätten - aus welchem Grund auch immer - Probleme damit die Pflege zu übernehmen. (Mögliche Gründe siehe oben) Was dann? Soll dann die Solidargeeinschaft aus der sie wissentlich ausgestiegen sind die Pflege übernehmen oder - entschuldigen sie die harte Ausdrucksweise - verrecken sie dann lieber vor sich hin? Im letzteren Fall haben sie halt Pech gehabt, im ersteren erhalten sie aus dem System aus dem sie aussteigen wollten Leistungen.

Aber noch mal: ich habe nichts gegen eine vernünftige Absicherung. Ich bin nur gegen ein System, wo mögliche Alternativen vergessen werden, wo jede in denselben Hut gezwungen wird, ob ihm die Größe passt oder nicht, und wo man Problemen immer durch Beitragserhöhungen im Griff bekommen will.


Gut, über das System der Beitragserhöhung da sehe ich auch so manche Probleme. Davon abgesehen ist das System aber aus oben genannten Gründen alternativlos. Es sei denn sie wollen mit Ihrer Gesundheit bzw. der möglichen Pflege so jonglieren wie mit einem Aktienpaket. Wenn es auf einmal wertlos ist, war es halt Pech. Dann wäre dieses System allerdings auch kein Sozialsystem mehr, denn dies bedingt eben nun mal dass die Solidargemeinschaft im Notfall Unterstützung leistet.

Selbstverständlich hat die Pflegeversicherung auch seine Berechtigung, es kommt aber nie an den Stellenwert einer Pflege durch Angehörigen heran. Es ist und bleibt für mich nur ein schwacher Ersatz, oder besten Falls Ergänzung zur persönlichen Fürsorge. Auch im 21. Jahrhundert.


Da haben sie natürlich vom subjektiven Empfinden her recht. Als Pflegefall will man natürlich seine Lieben um sich haben und lieber von denen gepflegt werden, als von einem Fremden. Es einem Familienmitglied aufzwingen zu wollen bzw. sich Kinder anzuschaffen damit man später als möglicher Pflegefall versorgt ist, bleibt aber trotzdem in höchstem Maße egoistisch. Wie gesagt, ich freue mich für sie, dass es bei Ihnen klappt. Aber es bleibt die Frage: Was wenn es auf einmal nicht mehr klappen würde?

Privat2010
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Beitragvon Privat2010 » 10.01.2011, 21:08

Asmodis hat geschrieben:Sorry... aber wer selbst nicht vorgesorgt hat obwohl er die Möglichkeit gehabt hätte kann nicht erwarten dass die Kinder dann dafür alles aufgeben und für diese Dummheit die Zeche zahlen. Die Pflege ist ein Fulltimejob.


Privat2010 hat geschrieben:Was heißt nicht vorgesorgt? Nicht nur Pflege ist Fulltimejob, Kindererziehung auch.


Asmodis hat geschrieben:Mit dem Unterschied dass man sich das Thema Kinder nun mal selber ausgesucht hat.


Ah ja. Wenn jede so denken würde, dann wäre egal, wie viel Pflegeversicherung Sie zahlen, ohne Kinder wäre niemand da, der Pflegt. Oder sollen nur die anderen die Mühe mit der Kindererziehung auf sich nehmen, Sie möchten nur die Pflege durch den Kindern der anderen haben (für den „Haufen“ Geld, was Sie als Pflegeversicherung zahlen)?

Asmodis hat geschrieben:Die Pflegebedürftigkeit der Eltern hingegen ist etwas das man sich in der Regel nicht aussucht.


Ah, so. Nur gesunde Eltern sind gute Eltern, pflegebedürftige wollen wir nicht. Dann könnte man kranke Kinder auch abgeben, die hat man ja auch nicht ausgesucht.

Aber mal ernst, entschuldigen Sie bitte für die vorigen Sarkasmen. Natürlich sind solche Sachen furchtbar, niemand wünscht sich das. Es sind aber Teile unseres Lebens. Wenn Sie passieren, und nicht zu ändern sind, dann muss man damit leben, ob man es ausgesucht hat, oder nicht.
Jede hat irgendwas. Mal sind es die Eltern, mal die Eigene Gesundheit, mal sind es die Kinder, mal ist es Krieg, mal eine Naturkatastrophe, mal alles auf einmal. Man darf nicht aufgeben, man darf diese Menschen nicht abschreiben, man darf nicht wegschauen und so tun, als würde es uns nicht angehen. Wir schaffen viel mehr, als wir denken, wir müssen nur Vertrauen in uns haben, und die Sachen einfach tun. Natürlich können solche Situationen kommen, die unsere Kräfte hoffnungslos überfordern. Geben Sie aber nicht darum auf, weil Sie es gar nicht versuchen, oder weil es so einfacher ist, oder weil Sie glauben, jede müsste nur auf sich selber denken.
Unsere Eltern haben einen Großteil ihres Lebens für uns geopfert (unabhängig davon ob wir sie darum gebeten haben oder nicht), es ist unser moralische Pflicht in der Not ihnen beizustehen (unabhängig davon ob sie uns darum bitten oder nicht bzw. ob sie Pflegeversicherung haben oder nicht). Ob Sie dann wirklich selber pflegen, oder jemanden engagieren, der das in Ihrer oder in der Wohnung der Eltern macht, oder die Eltern lieber ins Altersheim gehen, als sich von Ihnen pflegen lassen, weil dort bessere Versorgung oder bessere Gesellschaft gibt, das kommt auf den Einzelfall an. In erster Linie jedoch haben Sie die Pflicht.

Es geht nicht darum, ob man sich was aussucht, sondern ob man das tut oder nicht. Wenn jemand Ihnen eine Gefälligkeit erweist, dann revanchieren Sie sich dafür. Oder können in der Not Freunde auch nicht mit Ihnen rechnen, weil sie ihre Hilfe damals, als Sie das brauchten, freiwillig zur Verfügung gestellt haben?

Privat2010 hat geschrieben:Selbst Schuld sind Eltern nur, wenn sie ihre Kinder zum Egoisten werden lassen, die nur nehmen, selber aber nichts zurückgeben möchten.


Asmodis hat geschrieben:Nein, selbst schuld sind Eltern wenn sie Kinder in die Welt setzen um später eine Pflege zu haben. Das ist in höchstem Maße egoistisch.


Das war aber mal der Grundgedanke. OK, heutzutage kann man ja die Kinder der anderen auch ausbeuten, und für sich arbeiten lassen, man braucht keine eigene. Früher hatte man jedoch darum viele Kinder, damit die Familie (der Rudel) stark wird. Im starken Rudel war man besser geschützt, hatte leichteres Leben, und die Erhaltung der Gene war gesichert. Familien mit dem größten „selbst schuld“ haben sich durchgesetzt. Darum sterben wir Deutschen aus, weil wir nicht mehr so denken.

Selbstverständlich macht man es heute so nicht mehr bewusst. Man möchte einfach eine Familie haben, das Leben mit anderen Teilen, um nicht alleine zu sein. Und man hofft, dass er an seinen alten Tagen auch nicht alleine gelassen wird (ohne den Kindern irgendwas vorzuschreiben). Auch im 21. Jahrhundert sollten wir uns nicht dafür schämen, dass wir soziales Wesen sind. Man tut es nicht für die Pflege, die ist nur eine Belohnung, als Nebenprodukt. Man tut es für die Zukunft, damit unser Leben in dem des Kindes aufgeht, und ein Teil von uns den Zeiten trotzend erhalten bleibt. (eine etwas schönere Umschreibung von "Fortbestand sichern")

Asmodis hat geschrieben:Es mag ja bei Ihnen zufällig mal funktionieren aber die Regel ist das nicht.


Das macht mich traurig.

Asmodis hat geschrieben:Und dabei will ich gar nicht auf Werte hinaus, die die Kinder evtl. nicht angenommen haben. Es geht bereits damit los dass ein Arbeitnehmer flexibel sein soll (Umzug in andere Stadt, Pendler, etc.). Was dann? Zieht dann der ganze Familienclan mit?


Ja. (Pendler nicht, der pendelt)
Natürlich nur wenn die Eltern Pflegebedürftig sind, sonst freuen sie sich auf eine freie Bude.
Solange die Eltern sich selber versorgen können, sollte jede sein Leben so leben, wie er das möchte. Nur in der Not rückt man halt zusammen (und das muss gar nicht unbedingt die Not der Eltern sein), nur dann zeigt sich was die Familie Wert ist.

Asmodis hat geschrieben:Oder dass eines der Kinder mit jemandem zusammen ist, der nun einen Job in weiterer Entfernung bekommt. Letztlich will ja auch das Kind ein Familienleben? Soll es darauf verzichten weil Papa keine Pflegeversicherung abgeschlossen hat? Und was wenn dann evtl. die Eltern der Ehepartner ihrer Kinder ebenfalls pflegebedürftig werden und gepflegt werden müssen? Dann wird aus der ganzen Geschichte nicht nur ein 3-Generationen-Haushalt sondern sie müssen schon bald eine ganze Insel kaufen. Oder wie wollen sie das sonst lösen?


Es löst sich meist von allein. Normalerweise werden nicht alle auf einmal pflegebedürftig, es kommt eine nach dem anderen (4. Dimension). Ausnahmen können natürlich geben.

Asmodis hat geschrieben:Wie gesagt? Die Wahl sich Kinder anzuschaffen hat jeder von uns. Das ist der natürliche Lauf der Dinge.


Nein, der natürliche Lauf der Dinge ist, dass wir die Kinder brauchen um unseren Zukunft zu sichern, wir sterben sonst aus. Ob man das freiwillig mit Freude macht oder nicht, spielt keine Rolle, Kindererziehung ist eine Investition. Ob man für diese enorme Anstrengung belohnt werden soll, indem man für seine alten Tage Sicherheit bekommt, ist eine andere Frage. Ich meine ja, so wäre es fair. Erzwingen würde ich es nie. Es ist Belohnung genug das Kind mal lachen zu sehen, das ist es aber auch, wenn man die Dankbarkeit in den Augen der notdürftigen Menschen sieht.

Asmodis hat geschrieben:Sich von vorneherein darauf zu verlassen, dass damit dann die spätere Pflege garantiert ist, würde die Kinder allerdings in ihren Möglichkeiten einschränken ohne dass sie die Wahl haben. Sie wären bis zum Ende ihrer Eltern an diese gebunden, müssten evtl. die eigene Karriere zurückstellen etc.


Ja.
Eine schließt die andere allerdings nicht unbedingt aus, meistens findet man einen Kompromiss. Wenn nicht, dann muss jede für sich entscheiden welcher wichtiger ist, das Wohlgehen der Eltern oder die eigene Karriere. Meistens gibt es in jeder Familie eine, der nicht scharf auf eine Karriere ist.

Sind viele Menschen da, dann hat der einzelne einen niedrigeren Lebensstandard, muss aber weniger für die Pflege der älteren tun. Sind es wenige, dann haben diese höheren Lebensstandard, ihr Anteil an der Pflege der älteren ist aber höher. Das ist die natürliche Balance, was von denen gestört wird, die nur den Lebensstandard ohne Gegenleistung haben möchten. Gerade das beobachten wir immer öfter bei der heutigen Jugend. Sie bekommen zuviel, können davon nichts würdigen, es würde ihnen alles selbstverständlich zustehen, sie werden aggressiv, wenn sie was nicht bekommen, oder was dafür machen müssen. Eltern und Lehrer werden nicht mehr respektiert, stehen nur im Weg zur persönlichen „Entfaltung“.

Privat2010 hat geschrieben:Bei uns wohnen drei Generationen zusammen, wir teilen die Aufgaben auf, und kommen damit klar.


Asmodis hat geschrieben:Das ist schön für sie. Aber gehen wir von einem worst-case-Scenario aus. Angenommen sie hätten die Möglichkeit aus dem Konzept der Pflegeversicherung auszusteigen und nehmen wir ferner an, ihre Kinder hätten - aus welchem Grund auch immer - Probleme damit die Pflege zu übernehmen. (Mögliche Gründe siehe oben) Was dann? Soll dann die Solidargeeinschaft aus der sie wissentlich ausgestiegen sind die Pflege übernehmen oder - entschuldigen sie die harte Ausdrucksweise - verrecken sie dann lieber vor sich hin? Im letzteren Fall haben sie halt Pech gehabt, im ersteren erhalten sie aus dem System aus dem sie aussteigen wollten Leistungen.


Das ist nicht das Worst-Case Scenario. Falls ich aus dem System aussteigen würde, dann wüsste ich, dass ich mich anderweitig absichern muss, und würde es tun.
Schlimmer ist, wenn Sie in die Pflegeversicherung einzahlen, die Kinder vernachlässigen (da Sie abgesichert sind), in Ihren alten Tagen auswandern, und dann zur Pflegefall werden. Dann hätten Sie keine Kinder, die Ihnen helfen, die Pflegeversicherung würde nicht zahlen, da Sie nicht im Deutschland leben (obwohl, das weiß ich nicht genau, nur von der Krankenversicherung). Sie würden ohne nichts da stehen, obwohl Sie dachten vorgesorgt zu haben und ein ganzes Leben lang Pflegeversicherung zahlten.

Und noch mal: falls ich aus dem System aussteigen würde, dann würde ich auch später keine Hilfe von der Solidargemeinschaft haben möchten. Das heißt doch aussteigen. Anscheinend kann hier niemand vorstellen, dass jemand die Sache auch eigenverantwortlich in die Hand nehmen könnte.
Einfacher, und für mich lieber wäre natürlich, wenn man das jetzige System grundlegend reformieren könnte, damit es nicht ein undurchsichtiges Fass ohne Boden für Zahler einerseits bzw. Selbstbediener andererseits bleibt.

Privat2010 hat geschrieben:Aber noch mal: ich habe nichts gegen eine vernünftige Absicherung. Ich bin nur gegen ein System, wo mögliche Alternativen vergessen werden, wo jede in denselben Hut gezwungen wird, ob ihm die Größe passt oder nicht, und wo man Problemen immer durch Beitragserhöhungen im Griff bekommen will.


Asmodis hat geschrieben:Gut, über das System der Beitragserhöhung da sehe ich auch so manche Probleme. Davon abgesehen ist das System aber aus oben genannten Gründen alternativlos.


Das sehe ich eben nicht so. Mir schwebt ein gerechteres und effektiveres System im Kopf. Ich fasse es vielleicht mal kurz zusammen, wenn ich ein bisschen mehr Zeit habe.

Asmodis hat geschrieben:Es sei denn sie wollen mit Ihrer Gesundheit bzw. der möglichen Pflege so jonglieren wie mit einem Aktienpaket. Wenn es auf einmal wertlos ist, war es halt Pech. Dann wäre dieses System allerdings auch kein Sozialsystem mehr, denn dies bedingt eben nun mal dass die Solidargemeinschaft im Notfall Unterstützung leistet.


Ich hatte noch nie Aktien, und werde auch nie haben. Es ist nur dafür da, dass einige auf kosten der anderen reich werden. Wir wären alle besser dran, wenn niemand Aktien kaufen würde. Aber die Gier halt…

Privat2010 hat geschrieben:Selbstverständlich hat die Pflegeversicherung auch seine Berechtigung, es kommt aber nie an den Stellenwert einer Pflege durch Angehörigen heran. Es ist und bleibt für mich nur ein schwacher Ersatz, oder besten Falls Ergänzung zur persönlichen Fürsorge. Auch im 21. Jahrhundert.


Asmodis hat geschrieben:Da haben sie natürlich vom subjektiven Empfinden her recht. Als Pflegefall will man natürlich seine Lieben um sich haben und lieber von denen gepflegt werden, als von einem Fremden. Es einem Familienmitglied aufzwingen zu wollen bzw. sich Kinder anzuschaffen damit man später als möglicher Pflegefall versorgt ist, bleibt aber trotzdem in höchstem Maße egoistisch. Wie gesagt, ich freue mich für sie, dass es bei Ihnen klappt. Aber es bleibt die Frage: Was wenn es auf einmal nicht mehr klappen würde?


Sie haben mich nicht ganz verstanden
1.) Sie gehen davon aus, dass die Pflegeversicherung ausreichen würde.
Sie glauben, mit den Leistungen aus der Versicherung wäre alles abgehakt, und Eltern, die sowas haben, man ruhig vergessen könnte.
Ich meine, dass dies nur dann eine Lösung ist, wenn sonst nichts Besseres gibt, bzw. ich halte es für eine Zusatzhilfe, um in der Not die Anstrengungen zu erleichtern.
2.) Sie denken nur in entweder oder.
Ich meine, man muss nicht wählen, man kann beides haben. Versicherung und Familie.
3.) Sie sind der Auffassung, man müsste seine Eltern nur dann Pflegen, wenn sie so dumm sind keine Pflegeversicherung abgeschlossen zu haben.
Ich würde meine Eltern immer pflegen, unabhängig davon ob sie eine Versicherung haben oder nicht. Gut, im ersten Fall wäre es leichter.
4.) Sie denken, ich würde keine Pflegeversicherung haben möchten, weil ich es meinen Kinder aufbürgen möchte.
Nein, ich möchte aus meinen Kindern anständige Menschen machen, mit Pflichtbewusstsein. Erwarten tue ich von niemanden was. Wenn ich dann doch was bekomme, dann ist es eine Freude. Mit dieser Einstellung habe ich mir viele Enttäuschungen erspart.
Zwingen kann man eh niemanden, da kommt nichts Gutes heraus. Man macht es von sich aus, weil man als Dank ein bisschen was zurückgeben möchte.
Eltern müssen es natürlich auch verdienen. Zum einen mit der Fürsorge für das Kind, als es noch klein ist. Zum anderen, dass sie alles tun im Alter fit zu bleiben, um so wenig Hilfe wie möglich zu brauchen. Nicht jeder kann für seine Hilfslosigkeit, viele aber schon.
5.) Sie denken, dass ich darum aus der kollektiven Pflegeversicherung austreten möchte, weil ich nicht vorsorgen möchte, bzw. mir das Geld dort sparen und irgendwo anderswo ausgeben möchte.
- Ich will die jetzige Krankenversicherung nicht darum nicht, weil ich mich nicht absichern möchte, sondern weil ich der Auffassung bin, dass man mit weniger Geld viel effektiver vorsorgen könnte.
- Dabei stört mich der Beitrag für die Pflegeversicherung eigentlich am wenigsten. Ich finde es sogar gut. Es ist ein Risiko-Beitrag, gerade das, was ich auch bei der Krankenversicherung erreichen möchte.
6.) Mit meiner Aussage „Die beste Pflegeversicherung ist, seine Kinder so zu erziehen, dass man im Fall der Fälle sich nicht sofort im Altersheim wiederfindet“ wollte ich nur zum Ausdruck bringen, dass die beste Pflege, was man haben kann, ist die von den eigenen Angehörigen, und man alles tun sollte dies wirklich zu verdienen. Nicht mehr und nicht weniger. Ich habe damit weder gemeint, dass die Pflegeversicherung überflüssig wäre, noch dass ich die Pflege von meinen Kindern einfordern möchte, oder dass ich nur darauf bauen würde.

Im Übrigen verstehe ich schon, dass nicht jeder die Möglichkeit hat seine Eltern selber zu pflegen, und dass es nicht gleich an seinem Wille liegen muss.
Mir ist auch klar, dass heute die Prioritäten anders gesetzt sind, und bei vielen nicht mal der Ansatz eines Willens da ist.
Bei allen anderen, die um nichts zu tun noch Ausreden brauchen, könnte jede ausgeräumte Ausrede die letzte sein, vor dem Umdenken. Darum dieser lange Beitrag, für dessen Umfang ich mich entschuldige.

Knackwurst
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Beitragvon Knackwurst » 10.01.2011, 23:43

Unabhängig davon, wie man zum Thema steht: Respekt für diesen ausführlichen und sehr persönlichen Beitrag :D

Ich bin auch der Auffassung, das grundsätzlich eine Verpflichtung gegenüber der Allgemeinheit besteht, Kinder in die Welt zu setzen.

Wenn man sich freiwillig dagegen entscheidet, sollte dies eine entscheidende Rolle bei den Beiträgen zu allen umlagefinanzierten Systemen spielen - wesentlich mehr als heute.

Asmodis
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Beitragvon Asmodis » 11.01.2011, 04:53

Knackwurst hat geschrieben:Ich bin auch der Auffassung, das grundsätzlich eine Verpflichtung gegenüber der Allgemeinheit besteht, Kinder in die Welt zu setzen.


Dem stimme ich im Großen und Ganzen zu. Ich habe allerdings auch Verständnis für jeden der eben genau dies nicht tut. Dazu müsste ein generelles Umdenken in der Gesellschaft stattfinden. Bei einer Jugendarbeitslosigkeit wie sie heute herrscht, bei den Unsicherheiten die man in Bezug auf die Zukunft (auch der Kinder) hat, ist es durchaus verständlich wenn jemand sich entscheidet keine Kinder bekommen zu wollen. Solange man der Meinung ist, Arbeitskräfte aus dem Ausland holen zu müssen und das hier bestehende Potential nicht auszuschöpfen bereit ist... was solls? Die Wirtschaft plant heute nur von 12 bis Mittag. Will sagen: Sie schreit "Wir brauchen Informatiker". Die Jugend stürzt sich auf technische Studienfächer und bis sie fertig sind braucht man keine Informatiker mehr. (Ist mir so passiert, und ich studiere sowas nicht um dann bei Vobis hinter der Theke zu stehen...). Man kann durchaus verstehen dass sich Eltern dafür entscheiden keine Hartz IV Kinder produzieren zu wollen. Wenn man hier von moralischer Pflicht zur Kinderzeugung redet darf man auch die moralische Pflicht zur Kinderförderung nicht vergessen.

@privat2010

Ich finde Ihren Beitrag auch im Großen und Ganzen OK und auch nachvollziehbar. Denke aber dass wir hier teilweise aneinander vorbeireden.

Unsere Eltern haben einen Großteil ihres Lebens für uns geopfert (unabhängig davon ob wir sie darum gebeten haben oder nicht), es ist unser moralische Pflicht in der Not ihnen beizustehen (unabhängig davon ob sie uns darum bitten oder nicht bzw. ob sie Pflegeversicherung haben oder nicht). Ob Sie dann wirklich selber pflegen, oder jemanden engagieren, der das in Ihrer oder in der Wohnung der Eltern macht, oder die Eltern lieber ins Altersheim gehen, als sich von Ihnen pflegen lassen, weil dort bessere Versorgung oder bessere Gesellschaft gibt, das kommt auf den Einzelfall an. In erster Linie jedoch haben Sie die Pflicht.


Aber genau darauf beruht das Solidarsystem ja. Hauptsächlich sind es die Beiträge, welche die Kinder in die Sozialversicherung zahlen, durch die die Pflege erst möglich wird. Das Geld was ich heute reinzahle geht für den bestehenden Pflegebedarf ja gleich wieder raus.
Die Pflege selber übernehmen... ja, in einer Großfamilie mag das vielleicht noch gehen. Ist man aber berufstätig geht es eben ohne Aufgabe des Berufes nicht. Die Zeiten, in denen das noch ging, waren jene, in denen ein Mann noch Alleinverdiener war. Solche Fälle sind heutzutage aber selten geworden. Die Eltern pflegen lassen: Klar, muss man auch zahlen. Womit wir wieder beim Thema Pflegeversicherung wären. Pflege man die Eltern selbst wird von der Pflegeversicherung in die Rentenkasse eingezahlt. Das Pflegegeld deckt dann auch einen Teil der Kosten.

Das war aber mal der Grundgedanke. OK, heutzutage kann man ja die Kinder der anderen auch ausbeuten, und für sich arbeiten lassen, man braucht keine eigene. Früher hatte man jedoch darum viele Kinder, damit die Familie (der Rudel) stark wird. Im starken Rudel war man besser geschützt, hatte leichteres Leben, und die Erhaltung der Gene war gesichert. Familien mit dem größten „selbst schuld“ haben sich durchgesetzt.


Ja, früher hat man die Kinder auch zwangsverheiratet, nur der Älteste erbte den Hof, und die Alten wurden eben auch nicht so alt wie heute. Das wird bei solchen romantischen Erinnerungen nur leider gerne vergessen.

Asmodis hat geschrieben:Was dann? Zieht dann der ganze Familienclan mit?


privat2010 hat geschrieben:Ja. (Pendler nicht, der pendelt)


Aha, unabhängig davon wer jetzt wo eine Arbeit hat zieht der ganze Familienclan mit... Das ist zwar ein verständlicher Wunsch, vom praktischen Standpunkt her aber nur schwer durchführbar.

Gerade das beobachten wir immer öfter bei der heutigen Jugend. Sie bekommen zuviel, können davon nichts würdigen, es würde ihnen alles selbstverständlich zustehen, sie werden aggressiv, wenn sie was nicht bekommen, oder was dafür machen müssen. Eltern und Lehrer werden nicht mehr respektiert, stehen nur im Weg zur persönlichen „Entfaltung“.


Hier gebe ich Ihnen sogar recht. Wenn das allerdings passiert sind die Eltern meist selber schuld, weil sie die Kinder verzogen haben. Man kann den Kindern nicht vorwerfen was die Eltern in der Erziehung verpfuscht haben. Ich geb da mal ein Beispiel aus der Zeit, als ich noch Nachhilfe gegeben habe. Das Kind war stinkend faul und benötigte Nachhilfe in 3 Fächern. Als ich dann in den Osterferien Nachhilfetermine machen wollte, weil der Sprößling eben weit im Stoff hinterher war hieß es seitens der Eltern: "Aber das arme Kind hat doch Ferien". Ich dachte mir dann nur noch: "Die hatte es das ganze Jahr bereits...". Kinder nehmen vor allem das an, was man Ihnen vorlebt. (nicht nur in der eigenen Familie. Auch in der Politik, etc. Aber das ist ein anderes Thema)

Schlimmer ist, wenn Sie in die Pflegeversicherung einzahlen, die Kinder vernachlässigen (da Sie abgesichert sind), in Ihren alten Tagen auswandern, und dann zur Pflegefall werden. Dann hätten Sie keine Kinder, die Ihnen helfen, die Pflegeversicherung würde nicht zahlen, da Sie nicht im Deutschland leben (obwohl, das weiß ich nicht genau, nur von der Krankenversicherung). Sie würden ohne nichts da stehen, obwohl Sie dachten vorgesorgt zu haben und ein ganzes Leben lang Pflegeversicherung zahlten.


Was ist daran schlimm? Dem kann man einfach dadurch begegnen dass man eben nicht auswandert. Entschließt man sich allerdings dazu dann hat man allerdings wirklich Pech gehabt. Aber das ist halt dann wirklich eigenes Risiko. Man hat immer die Wahl. Und wenn sie die Priorität setzen im Alter auszuwandern, ist das nun wirklich nicht das Problem der anderen.

Ich will die jetzige Krankenversicherung nicht darum nicht, weil ich mich nicht absichern möchte, sondern weil ich der Auffassung bin, dass man mit weniger Geld viel effektiver vorsorgen könnte.


Natürlich könnte man. Wie die Geschichte aber zeigt sind solche privaten (und meist besser verzinsten) Absicherungen eben im Gegensatz zu den staatlichen nicht krisensicher. Im Falle einer Geldentwertung (wie z.B. im 2. Weltkrieg) war jedwede private Absicherung meist nichts mehr wert, während das Sozialsystem weitestgehend überlebt hat. Es ist alles eine Frage des Risikos das man eingehen möchte.

Im Übrigen verstehe ich schon, dass nicht jeder die Möglichkeit hat seine Eltern selber zu pflegen, und dass es nicht gleich an seinem Wille liegen muss.
Mir ist auch klar, dass heute die Prioritäten anders gesetzt sind, und bei vielen nicht mal der Ansatz eines Willens da ist.
Bei allen anderen, die um nichts zu tun noch Ausreden brauchen, könnte jede ausgeräumte Ausrede die letzte sein, vor dem Umdenken. Darum dieser lange Beitrag, für dessen Umfang ich mich entschuldige.


Was die Möglichkeiten betrifft. Ja, wir haben immer mehr Familien mit Einzelkindern und keine Großfamilien mehr. Da ist es eben oft nicht möglich. Was die Prioritäten betrifft: Ich habe es oben schon gesagt: Das ist teilweise Erziehungssache, teilweise aber auch ein gesellschaftliches Problem. Ich kenne so manchen Hartz IV-Bezieher der nur deshalb mit seiner Freundin nicht zusammenzieht weil sie ihn sonst mitfinanzieren müsste (im Gegensatz zur früheren Arbeitslosenhilfe). Das ganze System ist familienfeindlicher geworden. Eine reine Reform des Themas Pflegeversicherung wird das Problem nicht lösen. Und nein, sie müssen sich für nichts entschuldigen und ich verstehe durchaus ihre Beweggründe, bin allerdings der Meinung dass ihr Ansatz falsch ist, weil das Problem nicht an EINER BESTIMMTEN Versicherung hängt sondern das Gesamtpaket hinten und vorne nicht mehr stimmt.[/quote]

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Beitragvon Privat2010 » 19.01.2011, 19:34

Es kann viele Gründe geben warum jemand kein Kind auf die Welt setzt:
- er kann keine bekommen -- bedauerlich, er kann nichts dafür
- er ist der Meinung, die Welt ist jetzt schon überbevölkert -- er hat eigentlich vollkommen Recht
- er möchte seinem Kind nicht antun so eine Welt zu erblicken -- hier würde ich eher versuchen die Welt zu verbessern, bzw. meine Kinder besser darauf vorzubereiten.
- er scheut den Aufwand, und möchte lieber sein Leben genießen -- dazu sage ich nichts

Er könnte also durchaus verständliche Gründe haben, es ändert aber nichts an der Tatsache, dass er damit die nächste Generation schwächt. Er bringt in das Gesamtsystem nur einen Last (sein späterer Bedarf an Pflege), wogegen andere neben Last auch Entlastung (ihre Kinder, die Pflegen) beisteuern. Daher bin ich mit Knackwurst einer Meinung:
Knackwurst hat geschrieben:Wenn man sich freiwillig dagegen entscheidet, sollte dies eine entscheidende Rolle bei den Beiträgen zu allen umlagefinanzierten Systemen spielen.

Statt Kindererziehung könnte man meinetwegen auch jeden Tag paar Stunden ehrenamtliche soziale Leistungen erbringen. Solange das System dadurch nicht gefährdet ist (genug Kinder), und jede sein gerechten Anteil dazu in irgendeiner Form beiträgt, habe ich nichts gegen eine freie Wahl. Wenn jemand seine Pflichten (Eltern pflegen usw.) selber übernimmt, und vom Solidargemeinschaft keine Leistungen wünscht bzw. braucht (auch später nicht), weil er das anderweitig regelt, dann sollte gegen einen Ausstieg auch nichts einzuwenden sein. Der freie Wille sollte unantastbar sein. Wenn das System einigermaßen gut ist, würde keine auf die Idee kommen, es freiwillig zu verlassen. Daher eine Frage zur ursprünglichen Thematik (SGB V § 5 (1) Nr.13), die jeder selber beantworten soll: Ist das System so schlecht, dass man die Leute dazu zwingen muss?

Die schlechte berufliche Situation würde ich auch nicht unbedingt nur auf die ausländischen Arbeitskräfte schieben. Mal abgesehen von Lohndumping hätten sie keine Chance gegen inländische Kräfte, wenn die Ausbildung hierzulande nicht so katastrophal wäre. Es ist einfacher ein Vierer im Lotto zu bekommen als einen jungen, qualifizierten Mitarbeiter, der auch noch Lust zum Arbeiten hat, und nicht nur auf das Geld aus ist.

Das die Arbeitsmoral nichts mehr mit den deutschen Tugenden zu tun hat, ist nicht wunderlich. Wo sollten die Kinder das lernen?
Zuhause bekommen sie Geld wenn sie, Gott bewahre, den Müll heraustragen, ihre liegen gelassenen Sachen werden von den Eltern eingesammelt, und dieselben Eltern laufen Sturm, wenn die Lehrerin es wagt Hausaufgaben zu geben. Ihre Erfahrungen bezüglich Nachhilfe kann ich nur bestätigen, eigentlich sind wir Eltern Schuld. Väter verbringen zu wenig Zeit mit ihren Kindern, und Mütter vergessen leider, dass Liebe und Konsequenz sich nicht ausschließen. Kinder bekommen heutzutage keine Werte mehr auf den Weg ins Leben, Pflicht ist für sie ein Fremdwort, und haben überhaupt keine Ahnung, was Arbeiten bedeutet.
Babys sind klein, süß, dumm und egoistisch. Die Aufgabe von Eltern besteht nicht daran, sie großzuziehen, und aus ihnen große, unausstehliche, dumme Egoisten zu machen, sondern sie auf das Leben vorzubereiten, und aus ihnen Menschen zu machen. Mit Liebe, Toleranz, Ehrlichkeit und Verantwortungsbewusstsein. Mittels Verwöhnung geht sowas nicht. Ohne Beispiel (gutes oder abschreckendes) auch nicht. Man muss Grenzen aufzeigen, konsequent bleiben, und darf keine falsche Idolen zulassen.
In der Schule läuft es auch nicht besser. Jedes sechsjähriges Kind fängt mit Wissensdurst die Schule an. Würde man gleich Erwartungen an die Kindern stellen, und klarmachen wofür die Schule da ist, dann würden die Kinder das als selbstverständlich auffassen. Dort wird aber gebastelt, gespielt, und alles unternommen, damit es Spaß macht, und die Kinder bloß nicht überfordert werden. Lange werden nichtmal Noten vergeben, das raubt Kindern und ihre Eltern die letzte Möglichkeit noch herausfinden, wo das Kind mit seinem Wissen überhaupt steht. Kein Wunder, dass sie alle Orientierung und Motivation verlieren. Und wenn das Lernen genug im Hintergrund geraten ist, fungieren die Lehrer nur noch als Sozialarbeiter.
Beim allen Sympathie zu 68-er Idealen, man sollte die unautoritäre Erziehung nicht so auf die Spitze treiben. Kein Kind ist in der Lage sich selber zu erziehen. Sie brauchen Führung, Regeln und Ziele. Keine wird mit Intelligenz geboren. Es gibt Kinder mit guter oder schlechter Veranlagung, einem fällt es leichter Sachen anzueignen, anderem schwerer, Intelligenz ist aber immer angelernt, es ist immer ein Ergebnis (Veranlagung gepaart mit Erfahrung und Erkenntnis). Intelligente zeichnen sich dadurch aus, dass sie aus allen Situationen des Lebens dazulernen, und sie dieses Wissen nicht nur in dem einen konkreten Fall anwenden, sondern daraus allgemeine Lehre ziehen können. Dieses Verhalten muss aber auch erlernt werden. Das ist die Aufgabe der Schule.
Es wäre hier noch so viel zu sagen, wir sind aber schon zu weit vom Thema abgewichen.

@Asmodis:
Ein kleiner Trost: Informatiker sind wieder gefragt. Also, nichts wie raus aus Hartz IV.

Asmodis hat geschrieben:darauf beruht das Solidarsystem ja. Hauptsächlich sind es die Beiträge, welche die Kinder in die Sozialversicherung zahlen, durch die die Pflege erst möglich wird.

Wenn jetzt die Kinder die Beiträge zahlen, welche die Pflege der Eltern ermöglicht, was war es dann mit den dummen Eltern die für sich nicht vorgesorgt haben? Egal, Sie haben glaube ich letztendlich verstanden, was ich meinte, auch wenn wir aneinander vorbeigeredet haben.

Asmodis hat geschrieben:Das Geld was ich heute reinzahle geht für den bestehenden Pflegebedarf ja gleich wieder raus.

Das ist aber ein Problem, das funktioniert schon bei der Rentenversicherung nicht.

Asmodis hat geschrieben:früher hat man die Kinder auch zwangsverheiratet, nur der Älteste erbte den Hof, und die Alten wurden eben auch nicht so alt wie heute. Das wird bei solchen romantischen Erinnerungen nur leider gerne vergessen.

Nein, es wird nicht vergessen. Es wird darauf hingewiesen, dass wir aus unseren Fehlern lernen sollten, gleichzeitig aber das, was funktionierte und gut war, beibehalten sollten (bis wir nichts Besseres haben)
Selbstverständlich kann ich auch unromantische Sachen vorstellen. Etwa, dass die Altenpflege irgendwann durch Roboter erledigt wird, und wir unsere Kinder nach dem Geburt den Staat abgeben um es großziehen zu lassen. Die Frage ist nur ob ich sowas vorstellen will.

Asmodis hat geschrieben:Was ist daran schlimm? Dem kann man einfach dadurch begegnen dass man eben nicht auswandert. Entschließt man sich allerdings dazu dann hat man allerdings wirklich Pech gehabt. Aber das ist halt dann wirklich eigenes Risiko. Man hat immer die Wahl. Und wenn sie die Priorität setzen im Alter auszuwandern, ist das nun wirklich nicht das Problem der anderen.

Den profitierenden anderen ist es bestimmt kein Problem, ist aber ein Fehler im System. Glaube nämlich nicht, dass es ein Wahl wäre, alle Absicherungen zu verlieren, solange man anderweitig nicht vorgesorgt hat (wozu aber dann beide zahlen?). Wenn dadurch niemand die Möglichkeit hat Deutschland zu verlassen, dann wird sogar der schönste Platz der Erde zum Gefängnis. Ich plädiere eher dafür, dass man die Leistungen überall bekommt, wenn man schon gezwungen war die Beiträge dafür zu zahlen.


privat2010 hat geschrieben:Ich will die jetzige Krankenversicherung nicht darum nicht, weil ich mich nicht absichern möchte, sondern weil ich der Auffassung bin, dass man mit weniger Geld viel effektiver vorsorgen könnte.


Asmodis hat geschrieben:Natürlich könnte man. Wie die Geschichte aber zeigt sind solche privaten (und meist besser verzinsten) Absicherungen eben im Gegensatz zu den staatlichen nicht krisensicher. Im Falle einer Geldentwertung (wie z.B. im 2. Weltkrieg) war jedwede private Absicherung meist nichts mehr wert, während das Sozialsystem weitestgehend überlebt hat. Es ist alles eine Frage des Risikos das man eingehen möchte.

Ist von den Krankenversicherungen irgendwas noch staatlich, außer der Kontrolle?
Nein, nein, ich möchte kein neues System (das Geld was die Bürger einbezahlt haben, sollte dem Bürgern erhalten bleiben), ich möchte das System der jetzigen „staatlichen“ Krankenversicherung reformieren.


privat2010 hat geschrieben:Im Übrigen verstehe ich schon, dass nicht jeder die Möglichkeit hat seine Eltern selber zu pflegen, und dass es nicht gleich an seinem Wille liegen muss.
Mir ist auch klar, dass heute die Prioritäten anders gesetzt sind, und bei vielen nicht mal der Ansatz eines Willens da ist.
Bei allen anderen, die um nichts zu tun noch Ausreden brauchen, könnte jede ausgeräumte Ausrede die letzte sein, vor dem Umdenken. Darum dieser lange Beitrag, für dessen Umfang ich mich entschuldige.


Asmodis hat geschrieben:Was die Möglichkeiten betrifft. Ja, wir haben immer mehr Familien mit Einzelkindern und keine Großfamilien mehr.

Das ist das Problem. Sowas kann eine Gesellschaft sich nicht erlauben (nichtmal die Chinesen). Familien sollten im Durchschnitt zwei Kinder haben (besser für das Kind auch). Wenn dann Familien da sind, die keine Kinder bekommen können, dann geht die Population schön langsam zurück. Das was jetzt passiert, ist zu radikal. Die Kinder schaffen die Belastung nicht.

Asmodis hat geschrieben:Was die Prioritäten betrifft: Ich habe es oben schon gesagt: Das ist teilweise Erziehungssache, teilweise aber auch ein gesellschaftliches Problem.

Gerade darum habe ich damals geschrieben: „Die beste Pflegeversicherung ist, seine Kinder so zu erziehen, dass …“

Asmodis hat geschrieben:Ich kenne so manchen Hartz IV-Bezieher der nur deshalb mit seiner Freundin nicht zusammenzieht weil sie ihn sonst mitfinanzieren müsste (im Gegensatz zur früheren Arbeitslosenhilfe). Das ganze System ist familienfeindlicher geworden.

Gebe ich Ihnen vollkommen Recht.

Asmodis hat geschrieben:Eine reine Reform des Themas Pflegeversicherung wird das Problem nicht lösen. Und nein, sie müssen sich für nichts entschuldigen und ich verstehe durchaus ihre Beweggründe, bin allerdings der Meinung dass ihr Ansatz falsch ist, weil das Problem nicht an EINER BESTIMMTEN Versicherung hängt sondern das Gesamtpaket hinten und vorne nicht mehr stimmt.

Ich kann es nicht klarer formulieren, als ich das gemacht habe. Ich habe nicht mit der Pflegeversicherung meine Probleme, ich möchte die KRANKENVERSICHERUNG reformieren. Es ist natürlich nur ein Teil des Problems, man muss aber irgendwo anfangen. Nachdem meine KV-Beiträge letztes Jahr um 42%, und dieses Jahr um weitere 20% erhöht wurden, halte ich es für einen guten Anfangspunkt!
Die Rentenversicherung muss eh nicht reformiert werden, die wird von sich aus kollabieren. Eben wegen den Einzelkindern.

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Beitragvon Argus » 28.01.2011, 14:21

Privat2010 hat geschrieben:Es ist natürlich nur ein Teil des Problems, man muss aber irgendwo anfangen. Nachdem meine KV-Beiträge letztes Jahr um 42%, und dieses Jahr um weitere 20% erhöht wurden, halte ich es für einen guten Anfangspunkt!


Diese Ver-Sicherung möchte ich auch haben! Wo gibt’s sowas?

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Beitragvon Privat2010 » 31.01.2011, 23:28

Argus hat geschrieben:Diese Ver-Sicherung möchte ich auch haben! Wo gibt’s sowas?


Das darf ich laut Forumregeln nicht verraten, sonst strömen noch alle dorthin, und das wäre unerlaubte Werbung. Ich kann nur sagen, dass dieser Versicherungsgesellschaft (laut seiner Name) sehr im Mittelpunkt stehen möchte, dazu sollten dort aber die Kunden an zentralen Stelle stehen, und nicht ihre Geldbörse. @Moderatoren: bitte löschen, falls unerlaubt

Ich möchte sowieso nicht unfair zu meiner Versicherung sein, sie ist wahrscheinlich nicht schlechter als die anderen. Ich nehme an, mein Tarif ist eine Ausnahme, hier führten unglückliche, von der Versicherung nicht zu vertretende Umstände zur Beitragsexplosion. Wahrscheinlich sind wir im Tarif nur zu dritt, und die anderen zwei sind schwer Krank geworden.

Ne, mal ehrlich, trotz angeblich unabhängiger Überprüfung kann ich es nur schwer vorstellen, dass es bei einer 60%-igen Beitragserhöhung in nur zwei Jahren mit rechten Dingen zugeht. Hier möchte jemand seine Verluste am Aktienmarkt kompensieren. Bei vielen Mitgliedern sind so große, kurzfristige Schwankungen in dem Gesundheitszustand eher unwahrscheinlich. Und auch dann müssten die Leute irgendwann mal wieder gesund werden oder sterben. Dann sollten die Beiträge wieder sinken. Das ist aber noch nie passiert.

Es erklärt auch nicht die Tatsache, warum die Beiträge während meiner 10 jähriger Mitgliedschaft jährlich im Durchschnitt um 15 % erhöht wurden. Der Versuch, Leute mit sehr niedrigen Einstiegstarifen zu locken, spielt dabei bestimmt eine Rolle. Dieser Effekt müsste aber auch irgendwann mal abklinken, und die Beiträge nicht auf das vierfache hochschellen lassen. Laut http://de.wikipedia.org/wiki/Private_Krankenversicherung wären etwa 6 % Beitragssteigerung jährlich üblich. Die Leistungsausgaben würden laut selben Artikel sogar jährlich nur um 4% steigen. Jedenfall fehlt mir hier Transparenz, man sollte die zusammengefassten und nachvollziehbaren Ergebnisse der unabhängigen Überprüfung auch den abhängigen Tarif-Mitgliedern zur Verfügung stellen.

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Beitragvon Privat2010 » 24.02.2011, 23:37

Privat2010 hat geschrieben:Mir schwebt ein gerechteres und effektiveres System im Kopf. Ich fasse es vielleicht mal kurz zusammen, wenn ich ein bisschen mehr Zeit habe.

Versprochen ist versprochen, hier folgt meine Vorstellung über eine bessere Krankenversicherung:

- die monatlichen Beiträge würde ich von den heutigen 15,5 % auf 1/12-tel des Jahres-Bruttoeinkommens (ca. 8,3%) reduzieren. Also den Jahres-Beitrag von 1,86 auf 1 Monatsgehalt (fast die Hälfte) senken.

- als Gegenzug sollte der Bürger (der Versicherungsnehmer der Krankenversicherung) eine Selbstbeteiligung in der Höhe von 1 Monatsgehalt pro Jahr haben. Bis zu dieser Grenze sollte er alles selber zahlen.

- außerdem sollten die ersten drei Krankheitstagen als unbezahlten Urlaub gelten, ohne Lohnfortzahlung.

- die einbezahlten Beiträge sollten zur Hälfte in einen gemeinsamen Gesundheitstopf (Solidarfond) fließen (wie bisher), zur Hälfte aber auf ein persönliches Gesundheitskonto (Rücklage).

- die Behandlungskosten sollten die Versicherer (gesetzliche Krankenkassen und privaten Krankenversicherungsunternehmen) aus der Rücklage des Bürgers bezahlen.

- bis zur Höhe der Selbstbeteiligung sollten diese Kosten den Bürgern in Rechnung gestellt werden (die Rücklage bleibt damit erhalten).

- nimmt der Bürger mehr Leistungen in Anspruch (seine Ausgaben übertreffen den Selbstbehalt), dann schmälern die Kosten seine Rücklage (solange noch was da ist).

- Ist die Rücklage aufgebraucht, dann sollten die Kosten aus dem Solidarfond beglichen werden, allerdings nur für Grundversorgung.

- bis zur Höhe des Selbstbehaltes sollte jede freien Arzt- und Heilmethodenwahl haben, und alles mit 100% anrechnen können (er zahlt es eh selber). Natürlich mit einigen Ausnahmen: ärztlich nicht notwendige Schönheits-OPs und ihre Folgen stellen für mich z.B. keine Krankheitskosten dar - es sei denn Geisteskrankheit bei Übertreibung. Jährliche Zahnarztbesuche und nötige Vorsorgeuntersuchungen andererseits sollten aus dem Solidarfond bezahlt werden, damit niemand auf die Idee kommt, an diese zu sparen.

- die Ansprüche auf Leistungen aus dem Solidarfond sollten streng kontrolliert werden.

- die Unterschiede zw. Gesetzliche-KV und Private-KV sollten verschwinden, auch die unterschiedliche Behandlung und Bewertung der Patienten.

- die Versicherer sollten den Bürgern die Höhe ihrer erreichten persönlichen Rücklage jedes Jahr mitteilen.
Zusätzlich dazu eine Aufstellung über die im laufe des Jahres getätigten Einzahlungen und Entnahmen des Bürgers.
Die Einzahlungen sollten unterteilt werden in:
- Zahlungen für Selbstbehaltsfälle,
- Beitragsanteile, die in die Rücklage geflossen sind,
- Beitragsanteile, die in den Solidarfond geflossen sind,
- Beitragsanteile, die für andere Zwecken abgezweigt wurden (Verwaltungskosten, usw.)
Die Entnahmen sollten unterteilt werden in:
- Aufwendungen für Selbstbehaltsfälle,
- Aufwendungen, die aus der Rücklage gezahlt wurden,
- Aufwendungen, die aus dem Solidarfond gezahlt wurden
Angeben sollten die Versicherer außerdem jährlich die Gesamthöhe des Solidarfonds, die Gesamthöhe der Rücklagen und den prozentuellen Anteil der Verwaltungskosten im letzten Jahr. Diese Angaben sollten staatlich geprüft werden.

- beim Wechsel des Versicherers, oder beim Beenden der Krankenversicherung (außer im Falle des Todes) sollte jede Bürger seine Rücklage frei mitnehmen können.

- im Falle des Todes sollten die reinen Beerdigungskosten (ohne Bewirtung der Gäste usw.) aus der Rücklage finanziert werden können, der Rest kommt in den Solidarfond.

- alle Personen in einem Haushalt sollten in einer Familienversicherung zusammengefasst werden.

- den Selbstbehalt sollten die Bürger selber zahlen, den 1 Monatsgehalt jährlichen KV-Beitrag könnten die Arbeitgeber übernehmen.


Dieses Vorgehen bedeutet mit anderen Worten folgendes:

Jeder Bürger zahlt jährlich bis zu maximal 2 Monatsgehälter in das Gesundheitssystem. Eine in die Krankenversicherung, und maximal noch eine als Selbstbehalt.
Ständig Kranke zahlen also 2 Monatsgehälter (Solidarität mit den Gesunden).
Gesunde zahlen 1 Monatsgehalt, Hälfte in die eigene Rücklage, Hälfte in den Solidarfond, eine Art Risiko-Krankenversicherung, falls man selber in diese Lage kommt (Solidarität mit den Kranken).

Die zwei Monatsgehälter hören sich bei den Kranken mehr an, als die bisherige 1,86. Wenn man aber dazurechnet, was man bisher alles selber zahlen musste, dann zahlen sogar sie weniger als bisher.

Härtefälle erledigen sich meist von selbst. Falls man so krank ist, dass man nichts mehr verdient, dann sinken die Beiträge auch automatisch auf Null.

Denkbar wäre statt den reinen einkommensabhängigen Beitrag auch eine Mischung aus Mindestbeitrag und einkommensabhängigen Zulage.


Es ist natürlich nur ein grober Entwurf. Details und Spezialfälle fehlen, ebenso wie die Reformierung der Verträge mit den Ärzten und mit der Pharmaindustrie.

Czauderna
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Registriert: 04.12.2008, 22:54

Beitragvon Czauderna » 25.02.2011, 17:46

Hallo,
sehr viel Text, aber reine Theorie, und auch die überzeugt nicht. Jeder Bürger soll........ bezahlen, von was soll er bezahlen, wenn er kein Einkommen hat, bzw. von Hartz IV lebt. Woher soll er eine Selbstbeteililgung nehmen und woher soll das Geld für eine Rücklage kommen ??.
Das waren spontan so die ersten Gedanken dazu.
Zu diesen geringen Einnahmen gehört doch auch zwangsläufig eine Anspassung der Ausgaben - wie soll das funktionieren ??.
Gruss
Czauderna


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