Asmodis hat geschrieben:Sorry... aber wer selbst nicht vorgesorgt hat obwohl er die Möglichkeit gehabt hätte kann nicht erwarten dass die Kinder dann dafür alles aufgeben und für diese Dummheit die Zeche zahlen. Die Pflege ist ein Fulltimejob.
Privat2010 hat geschrieben:Was heißt nicht vorgesorgt? Nicht nur Pflege ist Fulltimejob, Kindererziehung auch.
Asmodis hat geschrieben:Mit dem Unterschied dass man sich das Thema Kinder nun mal selber ausgesucht hat.
Ah ja. Wenn jede so denken würde, dann wäre egal, wie viel Pflegeversicherung Sie zahlen, ohne Kinder wäre niemand da, der Pflegt. Oder sollen nur die anderen die Mühe mit der Kindererziehung auf sich nehmen, Sie möchten nur die Pflege durch den Kindern der anderen haben (für den „Haufen“ Geld, was Sie als Pflegeversicherung zahlen)?
Asmodis hat geschrieben:Die Pflegebedürftigkeit der Eltern hingegen ist etwas das man sich in der Regel nicht aussucht.
Ah, so. Nur gesunde Eltern sind gute Eltern, pflegebedürftige wollen wir nicht. Dann könnte man kranke Kinder auch abgeben, die hat man ja auch nicht ausgesucht.
Aber mal ernst, entschuldigen Sie bitte für die vorigen Sarkasmen. Natürlich sind solche Sachen furchtbar, niemand wünscht sich das. Es sind aber Teile unseres Lebens. Wenn Sie passieren, und nicht zu ändern sind, dann muss man damit leben, ob man es ausgesucht hat, oder nicht.
Jede hat irgendwas. Mal sind es die Eltern, mal die Eigene Gesundheit, mal sind es die Kinder, mal ist es Krieg, mal eine Naturkatastrophe, mal alles auf einmal. Man darf nicht aufgeben, man darf diese Menschen nicht abschreiben, man darf nicht wegschauen und so tun, als würde es uns nicht angehen. Wir schaffen viel mehr, als wir denken, wir müssen nur Vertrauen in uns haben, und die Sachen einfach tun. Natürlich können solche Situationen kommen, die unsere Kräfte hoffnungslos überfordern. Geben Sie aber nicht darum auf, weil Sie es gar nicht versuchen, oder weil es so einfacher ist, oder weil Sie glauben, jede müsste nur auf sich selber denken.
Unsere Eltern haben einen Großteil ihres Lebens für uns geopfert (unabhängig davon ob wir sie darum gebeten haben oder nicht), es ist unser moralische Pflicht in der Not ihnen beizustehen (unabhängig davon ob sie uns darum bitten oder nicht bzw. ob sie Pflegeversicherung haben oder nicht). Ob Sie dann wirklich selber pflegen, oder jemanden engagieren, der das in Ihrer oder in der Wohnung der Eltern macht, oder die Eltern lieber ins Altersheim gehen, als sich von Ihnen pflegen lassen, weil dort bessere Versorgung oder bessere Gesellschaft gibt, das kommt auf den Einzelfall an. In erster Linie jedoch haben Sie die Pflicht.
Es geht nicht darum, ob man sich was aussucht, sondern ob man das tut oder nicht. Wenn jemand Ihnen eine Gefälligkeit erweist, dann revanchieren Sie sich dafür. Oder können in der Not Freunde auch nicht mit Ihnen rechnen, weil sie ihre Hilfe damals, als Sie das brauchten, freiwillig zur Verfügung gestellt haben?
Privat2010 hat geschrieben:Selbst Schuld sind Eltern nur, wenn sie ihre Kinder zum Egoisten werden lassen, die nur nehmen, selber aber nichts zurückgeben möchten.
Asmodis hat geschrieben:Nein, selbst schuld sind Eltern wenn sie Kinder in die Welt setzen um später eine Pflege zu haben. Das ist in höchstem Maße egoistisch.
Das war aber mal der Grundgedanke. OK, heutzutage kann man ja die Kinder der anderen auch ausbeuten, und für sich arbeiten lassen, man braucht keine eigene. Früher hatte man jedoch darum viele Kinder, damit die Familie (der Rudel) stark wird. Im starken Rudel war man besser geschützt, hatte leichteres Leben, und die Erhaltung der Gene war gesichert. Familien mit dem größten „selbst schuld“ haben sich durchgesetzt. Darum sterben wir Deutschen aus, weil wir nicht mehr so denken.
Selbstverständlich macht man es heute so nicht mehr bewusst. Man möchte einfach eine Familie haben, das Leben mit anderen Teilen, um nicht alleine zu sein. Und man hofft, dass er an seinen alten Tagen auch nicht alleine gelassen wird (ohne den Kindern irgendwas vorzuschreiben). Auch im 21. Jahrhundert sollten wir uns nicht dafür schämen, dass wir soziales Wesen sind. Man tut es nicht für die Pflege, die ist nur eine Belohnung, als Nebenprodukt. Man tut es für die Zukunft, damit unser Leben in dem des Kindes aufgeht, und ein Teil von uns den Zeiten trotzend erhalten bleibt. (eine etwas schönere Umschreibung von "Fortbestand sichern")
Asmodis hat geschrieben:Es mag ja bei Ihnen zufällig mal funktionieren aber die Regel ist das nicht.
Das macht mich traurig.
Asmodis hat geschrieben:Und dabei will ich gar nicht auf Werte hinaus, die die Kinder evtl. nicht angenommen haben. Es geht bereits damit los dass ein Arbeitnehmer flexibel sein soll (Umzug in andere Stadt, Pendler, etc.). Was dann? Zieht dann der ganze Familienclan mit?
Ja. (Pendler nicht, der pendelt)
Natürlich nur wenn die Eltern Pflegebedürftig sind, sonst freuen sie sich auf eine freie Bude.
Solange die Eltern sich selber versorgen können, sollte jede sein Leben so leben, wie er das möchte. Nur in der Not rückt man halt zusammen (und das muss gar nicht unbedingt die Not der Eltern sein), nur dann zeigt sich was die Familie Wert ist.
Asmodis hat geschrieben:Oder dass eines der Kinder mit jemandem zusammen ist, der nun einen Job in weiterer Entfernung bekommt. Letztlich will ja auch das Kind ein Familienleben? Soll es darauf verzichten weil Papa keine Pflegeversicherung abgeschlossen hat? Und was wenn dann evtl. die Eltern der Ehepartner ihrer Kinder ebenfalls pflegebedürftig werden und gepflegt werden müssen? Dann wird aus der ganzen Geschichte nicht nur ein 3-Generationen-Haushalt sondern sie müssen schon bald eine ganze Insel kaufen. Oder wie wollen sie das sonst lösen?
Es löst sich meist von allein. Normalerweise werden nicht alle auf einmal pflegebedürftig, es kommt eine nach dem anderen (4. Dimension). Ausnahmen können natürlich geben.
Asmodis hat geschrieben:Wie gesagt? Die Wahl sich Kinder anzuschaffen hat jeder von uns. Das ist der natürliche Lauf der Dinge.
Nein, der natürliche Lauf der Dinge ist, dass wir die Kinder brauchen um unseren Zukunft zu sichern, wir sterben sonst aus. Ob man das freiwillig mit Freude macht oder nicht, spielt keine Rolle, Kindererziehung ist eine Investition. Ob man für diese enorme Anstrengung belohnt werden soll, indem man für seine alten Tage Sicherheit bekommt, ist eine andere Frage. Ich meine ja, so wäre es fair. Erzwingen würde ich es nie. Es ist Belohnung genug das Kind mal lachen zu sehen, das ist es aber auch, wenn man die Dankbarkeit in den Augen der notdürftigen Menschen sieht.
Asmodis hat geschrieben:Sich von vorneherein darauf zu verlassen, dass damit dann die spätere Pflege garantiert ist, würde die Kinder allerdings in ihren Möglichkeiten einschränken ohne dass sie die Wahl haben. Sie wären bis zum Ende ihrer Eltern an diese gebunden, müssten evtl. die eigene Karriere zurückstellen etc.
Ja.
Eine schließt die andere allerdings nicht unbedingt aus, meistens findet man einen Kompromiss. Wenn nicht, dann muss jede für sich entscheiden welcher wichtiger ist, das Wohlgehen der Eltern oder die eigene Karriere. Meistens gibt es in jeder Familie eine, der nicht scharf auf eine Karriere ist.
Sind viele Menschen da, dann hat der einzelne einen niedrigeren Lebensstandard, muss aber weniger für die Pflege der älteren tun. Sind es wenige, dann haben diese höheren Lebensstandard, ihr Anteil an der Pflege der älteren ist aber höher. Das ist die natürliche Balance, was von denen gestört wird, die nur den Lebensstandard ohne Gegenleistung haben möchten. Gerade das beobachten wir immer öfter bei der heutigen Jugend. Sie bekommen zuviel, können davon nichts würdigen, es würde ihnen alles selbstverständlich zustehen, sie werden aggressiv, wenn sie was nicht bekommen, oder was dafür machen müssen. Eltern und Lehrer werden nicht mehr respektiert, stehen nur im Weg zur persönlichen „Entfaltung“.
Privat2010 hat geschrieben:Bei uns wohnen drei Generationen zusammen, wir teilen die Aufgaben auf, und kommen damit klar.
Asmodis hat geschrieben:Das ist schön für sie. Aber gehen wir von einem worst-case-Scenario aus. Angenommen sie hätten die Möglichkeit aus dem Konzept der Pflegeversicherung auszusteigen und nehmen wir ferner an, ihre Kinder hätten - aus welchem Grund auch immer - Probleme damit die Pflege zu übernehmen. (Mögliche Gründe siehe oben) Was dann? Soll dann die Solidargeeinschaft aus der sie wissentlich ausgestiegen sind die Pflege übernehmen oder - entschuldigen sie die harte Ausdrucksweise - verrecken sie dann lieber vor sich hin? Im letzteren Fall haben sie halt Pech gehabt, im ersteren erhalten sie aus dem System aus dem sie aussteigen wollten Leistungen.
Das ist nicht das Worst-Case Scenario. Falls ich aus dem System aussteigen würde, dann wüsste ich, dass ich mich anderweitig absichern muss, und würde es tun.
Schlimmer ist, wenn Sie in die Pflegeversicherung einzahlen, die Kinder vernachlässigen (da Sie abgesichert sind), in Ihren alten Tagen auswandern, und dann zur Pflegefall werden. Dann hätten Sie keine Kinder, die Ihnen helfen, die Pflegeversicherung würde nicht zahlen, da Sie nicht im Deutschland leben (obwohl, das weiß ich nicht genau, nur von der Krankenversicherung). Sie würden ohne nichts da stehen, obwohl Sie dachten vorgesorgt zu haben und ein ganzes Leben lang Pflegeversicherung zahlten.
Und noch mal: falls ich aus dem System aussteigen würde, dann würde ich auch später keine Hilfe von der Solidargemeinschaft haben möchten. Das heißt doch aussteigen. Anscheinend kann hier niemand vorstellen, dass jemand die Sache auch eigenverantwortlich in die Hand nehmen könnte.
Einfacher, und für mich lieber wäre natürlich, wenn man das jetzige System grundlegend reformieren könnte, damit es nicht ein undurchsichtiges Fass ohne Boden für Zahler einerseits bzw. Selbstbediener andererseits bleibt.
Privat2010 hat geschrieben:Aber noch mal: ich habe nichts gegen eine vernünftige Absicherung. Ich bin nur gegen ein System, wo mögliche Alternativen vergessen werden, wo jede in denselben Hut gezwungen wird, ob ihm die Größe passt oder nicht, und wo man Problemen immer durch Beitragserhöhungen im Griff bekommen will.
Asmodis hat geschrieben:Gut, über das System der Beitragserhöhung da sehe ich auch so manche Probleme. Davon abgesehen ist das System aber aus oben genannten Gründen alternativlos.
Das sehe ich eben nicht so. Mir schwebt ein gerechteres und effektiveres System im Kopf. Ich fasse es vielleicht mal kurz zusammen, wenn ich ein bisschen mehr Zeit habe.
Asmodis hat geschrieben:Es sei denn sie wollen mit Ihrer Gesundheit bzw. der möglichen Pflege so jonglieren wie mit einem Aktienpaket. Wenn es auf einmal wertlos ist, war es halt Pech. Dann wäre dieses System allerdings auch kein Sozialsystem mehr, denn dies bedingt eben nun mal dass die Solidargemeinschaft im Notfall Unterstützung leistet.
Ich hatte noch nie Aktien, und werde auch nie haben. Es ist nur dafür da, dass einige auf kosten der anderen reich werden. Wir wären alle besser dran, wenn niemand Aktien kaufen würde. Aber die Gier halt…
Privat2010 hat geschrieben:Selbstverständlich hat die Pflegeversicherung auch seine Berechtigung, es kommt aber nie an den Stellenwert einer Pflege durch Angehörigen heran. Es ist und bleibt für mich nur ein schwacher Ersatz, oder besten Falls Ergänzung zur persönlichen Fürsorge. Auch im 21. Jahrhundert.
Asmodis hat geschrieben:Da haben sie natürlich vom subjektiven Empfinden her recht. Als Pflegefall will man natürlich seine Lieben um sich haben und lieber von denen gepflegt werden, als von einem Fremden. Es einem Familienmitglied aufzwingen zu wollen bzw. sich Kinder anzuschaffen damit man später als möglicher Pflegefall versorgt ist, bleibt aber trotzdem in höchstem Maße egoistisch. Wie gesagt, ich freue mich für sie, dass es bei Ihnen klappt. Aber es bleibt die Frage: Was wenn es auf einmal nicht mehr klappen würde?
Sie haben mich nicht ganz verstanden
1.) Sie gehen davon aus, dass die Pflegeversicherung ausreichen würde.
Sie glauben, mit den Leistungen aus der Versicherung wäre alles abgehakt, und Eltern, die sowas haben, man ruhig vergessen könnte.
Ich meine, dass dies nur dann eine Lösung ist, wenn sonst nichts Besseres gibt, bzw. ich halte es für eine Zusatzhilfe, um in der Not die Anstrengungen zu erleichtern.
2.) Sie denken nur in entweder oder.
Ich meine, man muss nicht wählen, man kann beides haben. Versicherung und Familie.
3.) Sie sind der Auffassung, man müsste seine Eltern nur dann Pflegen, wenn sie so dumm sind keine Pflegeversicherung abgeschlossen zu haben.
Ich würde meine Eltern immer pflegen, unabhängig davon ob sie eine Versicherung haben oder nicht. Gut, im ersten Fall wäre es leichter.
4.) Sie denken, ich würde keine Pflegeversicherung haben möchten, weil ich es meinen Kinder aufbürgen möchte.
Nein, ich möchte aus meinen Kindern anständige Menschen machen, mit Pflichtbewusstsein. Erwarten tue ich von niemanden was. Wenn ich dann doch was bekomme, dann ist es eine Freude. Mit dieser Einstellung habe ich mir viele Enttäuschungen erspart.
Zwingen kann man eh niemanden, da kommt nichts Gutes heraus. Man macht es von sich aus, weil man als Dank ein bisschen was zurückgeben möchte.
Eltern müssen es natürlich auch verdienen. Zum einen mit der Fürsorge für das Kind, als es noch klein ist. Zum anderen, dass sie alles tun im Alter fit zu bleiben, um so wenig Hilfe wie möglich zu brauchen. Nicht jeder kann für seine Hilfslosigkeit, viele aber schon.
5.) Sie denken, dass ich darum aus der kollektiven Pflegeversicherung austreten möchte, weil ich nicht vorsorgen möchte, bzw. mir das Geld dort sparen und irgendwo anderswo ausgeben möchte.
- Ich will die jetzige Krankenversicherung nicht darum nicht, weil ich mich nicht absichern möchte, sondern weil ich der Auffassung bin, dass man mit weniger Geld viel effektiver vorsorgen könnte.
- Dabei stört mich der Beitrag für die Pflegeversicherung eigentlich am wenigsten. Ich finde es sogar gut. Es ist ein Risiko-Beitrag, gerade das, was ich auch bei der Krankenversicherung erreichen möchte.
6.) Mit meiner Aussage „Die beste Pflegeversicherung ist, seine Kinder so zu erziehen, dass man im Fall der Fälle sich nicht sofort im Altersheim wiederfindet“ wollte ich nur zum Ausdruck bringen, dass die beste Pflege, was man haben kann, ist die von den eigenen Angehörigen, und man alles tun sollte dies wirklich zu verdienen. Nicht mehr und nicht weniger. Ich habe damit weder gemeint, dass die Pflegeversicherung überflüssig wäre, noch dass ich die Pflege von meinen Kindern einfordern möchte, oder dass ich nur darauf bauen würde.
Im Übrigen verstehe ich schon, dass nicht jeder die Möglichkeit hat seine Eltern selber zu pflegen, und dass es nicht gleich an seinem Wille liegen muss.
Mir ist auch klar, dass heute die Prioritäten anders gesetzt sind, und bei vielen nicht mal der Ansatz eines Willens da ist.
Bei allen anderen, die um nichts zu tun noch Ausreden brauchen, könnte jede ausgeräumte Ausrede die letzte sein, vor dem Umdenken. Darum dieser lange Beitrag, für dessen Umfang ich mich entschuldige.